Während wir hierzulande die kalte Jahreszeit oft einfach nur überstehen und auf den Frühling warten, zelebrieren man in Japan alle Jahreszeiten gleichwertig. Den Winter nutzen die Japaner als Gelegenheit für leckere Hot Pots, traditionelle Feste und bewusste Entspannung. Ein besonders schönes Beispiel ist der Brauch, zur Wintersonnwende ein Yuzu-Bad zu nehmen. An diesem kürzesten Tag des Jahres, dem 21. oder 22. Dezember, legen sich viele Japaner in eine heiße Wanne, in der frische Yuzu-Zitronen schwimmen. Der Duft soll nicht nur die Stimmung heben, sondern auch vor Erkältungen schützen und die Durchblutung fördern. Frische Yuzu-Zitronen sind bei uns leider schwer zu bekommen und wenn, dann meist unbezahlbar. Aber es gibt andere Möglichkeiten, um dir japanische Winter-Wellness nach Hause zu holen. Von aromatischen Badezusätzen über pflegende Gesichtsmasken bis hin zu Räucherstäbchen, die für eine meditative Atmosphäre sorgen. Wir zeigen dir, wie du mit ein paar ausgewählten Produkten dein eigenes kleines, japanisches Spa-Erlebnis kreierst.

Baden wie in Japan
Wenn es ein Land gibt, das die Badekultur perfektioniert hat, dann ist es Japan. Die heißen Quellen, genannt Onsen, sind dort mehr als nur Wellness – sie sind Teil der Alltagskultur. Man genießt Onsen in speziellen Thermalhotels oder öffentlichen Badehäusern. Doch auch das Layout privater Badezimmer ist ähnlich aufgebaut. Geduscht und sich gewaschen wird im Sitzen auf einem Hocker vor der Badewanne. Diese dient danach der Reihe nach allen Familienmitgliedern zur reinen Entspannung. Wenn du also in Japan mal ein Hotelzimmer mit Duschkopf außerhalb der Badewanne hast, weißt du jetzt warum.
Bei uns ist die Badewanne eher Allzweckreinigungsort. Doch die Entspannung steht auch hier an erster Stelle. Im Winter, wenn draußen Schnee fällt und die Temperaturen sinken, gibt es kaum etwas Schöneres als ein Bad in dampfend heißem Wasser. Damit dieses zur japanischen Wellnesserfahrung wird, haben wir eine ganz besondere Empfehlung für dich: Hinoki.
Was ist Hinoki?
Hinoki ist das japanische Wort für die Sawara-Scheinzypresse, einen Nadelbaum, der in den Bergwäldern Japans wächst. Das Holz dieser Zypressenart ist außergewöhnlich: Es duftet angenehm würzig-holzig, wirkt antibakteriell und beruhigend auf Körper und Geist. Traditionell wird Hinoki-Holz für den Bau von Tempeln, Schreinen und hochwertigen Badewannen verwendet. Der Duft allein soll Stress reduzieren und den Schlaf verbessern – perfekt also für ein entspannendes Winterbad.

Hinoki-Badezusatz für zu Hause
Auch wenn du keine japanische Holzbadewanne zu Hause stehen hast (wer hat das schon?), kannst du dir den Duft trotzdem ins Bad holen. Hinoki-Badezusätze gibt es als Badepulver oder eine Art Teebeutel, mit dem du Zypressenholz direkt ins Wasser gibst. Der Duft ist einzigartig und katapultiert dich sofort an einen abgelegenen Bergschrein. Genau so riecht Japan! Der warme, holzige Duft entspannt nicht nur die Muskeln, sondern auch den Kopf. Tipp: Mach das Licht aus, zünde ein paar Kerzen an und lass dich vom Duft in eine andere Welt entführen. Noch authentischer wird's, wenn du dir eine kleines, mit kaltem Wasser getränktes Handtuch auf den Kopf legst, um diesen kühl zu halten.
Hinoki-Duschseife – der schnelle Japan-Spa-Moment
Nicht immer hat man Zeit für ein ausgiebiges Bad. Für solche Fälle gibt es Hinoki-Duschseife. Sie bringt den gleichen beruhigenden Duft ins Badezimmer, aber eben in fünf Minuten unter der Dusche. Die Seife ist meist sehr mild und pflegt die Haut auch im Winter, wenn sie durch Heizungsluft und Kälte besonders strapaziert wird.
Wenn Hinoki nicht dein Ding ist, haben wir auch eine wunderbare Seife von Tamanohada im Shop, die mit ihrer Kugelform nicht nur stylish aussieht, sondern wahlweise auch angenehm nach Feige, Moschus oder Lavendel duftet.

Pflege für den Kopf
In Japan wird besonders viel Wert auf schöne Haut und Haare gelegt. Im Sommer packen sich vor allem Frauen daher überraschend dick ein und tragen Accessoires wie lange Handschuhe oder Sonnenschirme, die vor UV-Strahlung schützen. Im Winter hingegen geht es darum, die Haut feucht zu halten, da sowohl die Luft draußen als auch in den Innenräumen besonders trocken ist.
Während wir im Westen oft mit einer Creme auskommen wollen, setzen Japaner auf eine mehrstufige Pflegeroutine. Reinigung, Toner, Serum, Feuchtigkeitscreme – jeder Schritt hat seinen Sinn und wird mit Achtsamkeit ausgeführt. Im Winter kommen oft noch spezielle Masken dazu, die intensive Feuchtigkeit spenden. Besonders beliebt sind dabei natürliche Inhaltsstoffe wie Yuzu, die reich an Vitamin C ist, oder beruhigende Aloe Vera. Aber auch Reiswasser, grüner Tee oder Sake finden ihren Weg in japanische Pflegeprodukte.
Für die Haare setzt man in Japan schon seit vielen Jahren auf Ionen-Technologie. Sie hilft, dass die Haare sich nicht so leicht statisch aufladen und soll auch dabei helfen, die Haare beim Föhnen schneller zu trocknen. Wer es sich richtig gut gehen lassen möchte, geht ins Head Spa.
Head Spa – Wellness für Kopfhaut und Seele
Ein Trend, der in Japan in den letzten Jahren richtig groß geworden ist: Head Spa. Dabei geht es nicht nur um eine einfache Kopfmassage, sondern um ein ganzheitliches Erlebnis. In speziellen Salons wird die Kopfhaut gereinigt, massiert und gepflegt – oft mit warmen Ölen und in entspannter Atmosphäre. Das Ganze dauert meist zwischen 30 und 60 Minuten und soll nicht nur die Haare gesünder machen, sondern auch Stress abbauen und Verspannungen lösen.
Du kannst dir eine abgespeckte Version auch zu Hause gönnen: Massiere ein paar Tropfen Öl (zum Beispiel Jojoba-, Kamelien- oder Reiskleieöl, das in Japan sehr beliebt ist) mit kreisenden Bewegungen in die Kopfhaut ein. Nimm dir dabei wirklich Zeit – mindestens fünf Minuten. Die Durchblutung wird angeregt, die Kopfhaut entspannt sich und du fühlst dich danach wie nach einem Kurzurlaub. Perfekt für lange Winterabende, an denen man sowieso nicht vor die Tür will.
Praktische Tipps für deine Winter-Hautpflege
Wenn du japanische Gesichtspflege ausprobieren möchtest, fang klein an: Eine gute Reinigung, eine Feuchtigkeitscreme und ab und zu eine Gesichtsmaske reichen für den Anfang. Eine Tuchmaske aufzulegen, dauert nur zehn Minuten. Aber du kannst daraus ein echtes Wellness-Ritual machen: Zieh dir bequeme Klamotten an, mach dir einen schönen Tee (vielleicht einen Matcha oder einen milden Grüntee), leg beruhigende Musik auf und setz dich einfach hin. Keine Ablenkung, kein Handy, kein Netflix. Nur du und deine Haut. In Japan nennt man das "Ma" – den bewussten Raum zwischen den Dingen, die Pause, in der nichts passiert.

Räucherstäbchen – Duft als Meditation
Räucherstäbchen gehören in Japan seit Jahrhunderten zur Kultur. Ursprünglich wurden sie in buddhistischen Tempeln verwendet, um den Raum spirituell zu reinigen und die Konzentration während der Meditation zu fördern. Heute sind sie auch in vielen japanischen Haushalten fester Bestandteil des Alltags, vor allem, wenn ein buddhistischer Hausaltar vorhanden ist, an dem man einen Moment inne hält und den Ahnen gedenkt. Das Abbrennen von Räucherstäbchen muss aber nicht immer religiöse Hintergründe haben. Der Genuss der feinen Düfte hat auch seine ganz eigene Tradition namens Kodō, bei der es darum geht, das Räucherwerk mit allen Sinnen zu erfahren. Ja, man versucht sogar dem Abbrennen des Stäbchens zu lauschen.
Traditionelle japanische Räucherstäbchen setzen oft auf warme, erdige Düfte wie Sandelholz, Agarbaum oder Zedern. Diese Düfte passen perfekt zur kalten Jahreszeit. Wenn du eher vergessen möchtest, dass es draußen grau und kalt ist, empfehlen wir dir Sakura, also Kirschblüten-Räucherstäbchen oder eine Hakuun-Mischung, die an das Vorbeiziehen weißer Wolken erinnert. Tipp: Wenn du noch nie Räucherstäbchen ausprobiert hast, fang mit einer milden Sorte wie Grüntee an. Manche Düfte können sehr intensiv sein, besonders in kleinen Räumen. Weniger ist manchmal mehr.

So verwendest du Räucherstäbchen richtig
Räucherstäbchen sind super einfach in der Anwendung: Du steckst das Stäbchen in einen speziellen Halter (oder notfalls in eine Schale mit Sand), zündest die Spitze an und pustest die Flamme nach ein paar Sekunden aus. Das Stäbchen glimmt dann von selbst weiter und verbreitet seinen Duft. Ein Stäbchen brennt je nach Länge zwischen 15 und 30 Minuten. Perfekt also für eine kurze Auszeit am Abend oder als Begleitung zu einer Tasse Tee. Wenn du echtes Tempelmeditation-Feeling möchtest, brennst du dazu eine traditionelle Sumac-Kerze ab, deren Flamme besonders hell und lebendig tanzt.
Binchotan-Holzkohle – das unterschätzte Multitalent
Jetzt wird's richtig interessant: Binchotan ist eine spezielle Holzkohle aus Japan, die bei extrem hohen Temperaturen hergestellt wird. Sie ist so hart, dass sie beim Anschlagen einen metallischen Klang von sich gibt. man kann damit hervorragend grillen. Aber Binchotan kann noch viel mehr.
Wasser reinigen mit Binchotan
Einer der häufigsten Verwendungszwecke von Binchotan ist die Reinigung von Trinkwasser. Die poröse Struktur der Holzkohle wirkt wie ein natürlicher Filter: Sie bindet Chlor, Schwermetalle und andere Verunreinigungen und gibt gleichzeitig Mineralien wie Kalzium und Magnesium ans Wasser ab. Das Ergebnis ist weicheres, besser schmeckendes Wasser – ganz ohne Plastikfilter oder chemische Zusätze. So funktioniert's: Als Vorbereitung kochst du ein Stück~Binchotan-Holzkohle für circa zehn Minuten in sprudelnd heißem Wasser im Kochtopf aus. Das desinfiziert die Kohle und öffnet die Poren im Inneren. Danach lässt du das Stück komplett trocknen.
Anwendung: Um Wasser damit zu filtern, gibst du die Binchotan-Holzkohle für circa acht Stunden (am besten über Nacht) in eine Karaffe mit Leitungswasser. Das Wasser schmeckt danach deutlich frischer und milder. Die Holzkohle kannst du mehrere Monate verwenden – einfach alle paar Wochen wie am Anfang abkochen, um sie zu reinigen.

Photo Credit: Mark Stevens, Flickr, CC BY-ND 2.0
Wichtig: Das Wasser muss von Haus aus trinkbar sein. Du verwendest die Kohle, um es zu filtern und anzureichern, nicht um Schmutzwasser zu reinigen. Für einen Liter Wasser solltest du ca. 100 Gramm Kohle verwenden. Falls dir ein Stück abbricht, ist das kein Problem. Nach einem erneuten Abkochen kannst du die Einzelteile bedenkenlos verwenden.
Gerüche neutralisieren
Binchotan kann aber noch mehr: Du kannst die Holzkohle auch im Kühlschrank, in Schuhschränken oder in der Sporttasche platzieren, um unangenehme Gerüche zu neutralisieren. Die Kohle absorbiert Feuchtigkeit und Geruchsmoleküle und sorgt so für ein angenehmeres Raumklima. Besonders im Winter, wenn man die Fenster nicht so oft öffnet, kann das sehr hilfreich sein.
Binchotan im Bad
Manche legen Binchotan auch direkt ins Badewasser. Die Holzkohle soll die Haut weicher machen und das Wasser angenehmer. Ob das wissenschaftlich hundertprozentig belegt ist, sei mal dahingestellt – aber es schadet definitiv nicht und fühlt sich gut an. Und darum geht's bei Wellness ja letztendlich.
Deine japanische Winter-Wellness-Routine: So kombinierst du alles
Jetzt hast du eine ganze Reihe an Möglichkeiten, um dir japanische Winter-Wellness nach Hause zu holen. Aber wie kombinierst du das Ganze am besten? Der entspannte Sonntagabend: Lass ein heißes Bad mit Hinoki-Badezusatz ein, zünde ein Räucherstäbchen an und leg dein Lieblingsbuch griffbereit. Nach dem Bad gönnst du dir eine Yuzu-Gesichtsmaske und trinkst dazu einen warmen Tee aus deinem mit Binchotan gefilterten Wasser. Die tägliche kleine Auszeit: Auch ohne Vollprogramm kannst du dir jeden Tag einen kleinen Wellness-Moment gönnen. Ein Räucherstäbchen am Abend, ein Glas gefiltertes Wasser am Morgen, eine schnelle Gesichtsmaske zwischendurch. Wellness muss nicht immer stundenlang dauern – manchmal reichen fünf bewusste Minuten.
Es geht nicht darum, den Winter zu bekämpfen, sondern ihn bewusst zu erleben. Sich Zeit zu nehmen für Körper und Geist. Die Kälte draußen als Kontrast zur Wärme drinnen zu schätzen. Und genau das ist der Kern von japanischer Winter-Wellness: Es sind nicht die teuren Produkte oder die perfekt inszenierten Instagram-Momente. Es geht darum, sich bewusst eine Pause zu gönnen. Und sei es nur für zehn Minuten mit einer Gesichtsmaske und einer Tasse Tee.